Nachwuchs

04.11.2013 - 08:35

Der Nachwuchs rockt die Bundesligen!

Unsere Junioren und die Schüler liefern beeindruckende Ergebnisse ab - Interview mit Rainer Höfler!

Unsere Junioren eilen in der höchsten Spielklasse von Sieg zu Sieg und führen die Tabelle ungeschlagen an (9 Spiele, 9 Siege, 65 zu 14 Tore), unsere Schüler haben als Bundesliga – Aufsteiger auf Anhieb Vorrunden – Platz 2 geschafft und das Ziel „Nichtabstieg“ realisiert. Zeit, mal hinter die Kulissen zu blicken. Schüler – Trainer Rainer Höfler hat sich ein paar Fragen gestellt.

Generell ist der kleine Mann mit dem Spitznamen „Hatsch“ momentan sehr zufrieden, auch wenn sein Team zu Beginn der Hauptrunde zwei Niederlagen gegen Tölz und Kaufbeuren hinnehmen musste. „Den Erfolg in dieser Saison hatten wir so nicht erwartet. Als Aufsteiger nur die übermächtigen Mannheimer ziehen lassen zu müssen, das liest sich schon gut!“ Aber: das bedeutet auch neue Ziele – jetzt soll es die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft sein, für die sich jeweils drei Teams aus Norden und Süden qualifizieren. „Die wäre im März, wenn die jetzige Hauptrunde um ist, die als Doppelrunde gespielt wird.“ so Höfler. Dafür muss ein dritter Platz her, was schwierig, aber nicht unmöglich ist angesichts klangvoller Namen unter den Gegnern wie Mannheim, Augsburg (DEL – Standorte), Landshut, Kaufbeuren (DEL2) oder Bad Tölz.

„Unser Erfolg hat drei Stützen: wir trainieren 10 Monate im Jahr und die Jungs und Mädels hängen sich da gut rein. Unser 98er – Jahrgang hat sich sehr stark entwickelt. Und auch die Jüngeren fügen sich gut ein – und: werden von den älteren Spielern gut mitgezogen!“ lobt Höfler Einsatz und Teamchemie. Das kommt wohl nicht von ungefähr, denn teilweise trainiert er seine Spieler im Nachwuchsbereich schon über 5 Jahre. „Alleine im Sommertraining bedeutet das jetzt in der Bundesliga eben 6 Stunden Training in der Woche. Also Kraft, Kondition und Koordination. Jetzt im Winter läuft das sowieso parallel zu den Spielen. Alle ziehen mit, das Kabinenklima passt gut!“

Als nächstes steht der Doppelpack beim und gegen den AEV an (16. und 17. 11.): „Gegen Kaufbeuren und Augsburg musst du punkten, damit das was werden kann mit Platz 3. Mannheim auf der 1, Tölz auf der 2, dann wir – das wäre doch was?!“ schätzt Rainer Höfler die Lage der Liga ein. „Allerdings muss ich auch sagen, dass das Nachwuchssystem in Deutschland Richtung „Katastrophe“ abdriftet.“ schaut „Hatsch“ Höfler etwas besorgt in die Zukunft. „Die Diskussion um eine Elitenförderung a la DNL und DNL 2 ist vollkommen verfehlt. Jedes Eishockeyland hat ein Juniorensystem (bis 21 Jahre), um den Talenten einen machbaren Schritt zu den Senioren und Profis zu ermöglichen! Nur wir Deutschen machen da Harakiri! Aber: man hat den Eindruck, wir Deutschen hätten das Eishockey erfunden…“ schiebt er ironisch nach. Die DNL weist eine Altersstruktur auf, die irgendwo zwischen Jugend- und Juniorenalter liegt, quasi parallel zum klassischen System eine „professionelle“ Nachwuchsausbildung garantieren sollte. Allerdings ist dieses Konzept zum Prestigeobjekt Einiger Weniger verkommen und kaum für kleine Standorte zu realisieren, auch wenn der Verband teilweise unterstützt. Nicht umsonst liest sich die Namensliste der qualifizierten Teams wie ein Erstliga (DEL) – Pendant: Mannheim, Köln, Düsseldorf, Krefeld… Rosenheim, Regensburg und Bad Tölz wirken da eher wie die „Würze in der Suppe“! Für Füssen endete der letztjährige DNL – Ausflug eher in einer Katastrophe, als dass er die Allgäuer weiter gebracht hat.

„Man kann schon DNL spielen, wenn man ein Profiteam im Hintergrund hat, das ohne Anbindung an den eigenen Nachwuchs zusammengestellt wird, oder sich schon bei den Talenten aus ganz Deutschland bedient! Hauptproblem aber ist und bleibt die etwas verschobene Altersstruktur: der Schritt aus dem Nachwuchs zu den Erwachsenen ist einfach für viele Talente zu gross!“ so Höfler. „Die DNL hat dem deutschen Eishockey nichts gebracht! Nur wenige Spieler haben den Weg in die Belle Etage gepackt, die deutsche U20 – Auswahl ist eine Fahrstuhlmannschaft zwischen Ab- und Aufstieg, es fehlen ganz einfach die entscheidenden Verbesserungen! Und: die breite Basis außerhalb der DNL wird völlig vergessen.“ Ein Eindruck, der sich bestätigt, wenn man die „Junioren“ – WM zum Beispiel in GAP vor rund einem Jahr betrachtet: Fast zu 100 % wurde das Nationalteam aus Spielern geformt, deren Namen höchstens den Coaches bekannt gewesen sein dürften. Der ehemalige deutsche Juniorenmeister (richtig: der EC Peiting) blieb außen vor. Gleiches Problem dieses Jahr, oder kennen Sie Namen wie Marvin Cüpper, Nico Ehmann, Markus Eisenschmid, Lennart Palausch oder Dominik und Frederik Tiffels? Einzig Nici Quinlan (EHCK), Thomas Schmid und Sebastian Koberger (beide Bad Tölz) kommen aus einem, dem EC Peiting vergleichbaren Umfeld….

Dabei wäre ein durchdachtes Nachwuchsystem für Deutschland und die Vereine überlebenswichtig, denn „Wer in den Nachwuchs investiert spart bares Geld!“ macht Rainer Höfler deutlich. „Ich wünsche mir für unseren Verein und seine Zukunft einen sportlichen Leitfaden, damit unser momentaner Erfolg nachhaltig und längerfristig werden kann. Es ist heuer das erste Mal seit (glaube ich) 35 Jahren, dass der ECP in der Schüler Bundesliga aufläuft!“ Höflers Fazit: „Im Moment passt die Struktur im Nachwuchs in Peiting ganz gut: Training, Spielniveau und Liga passen zusammen, deswegen stehen wir auf einer gesunden Basis, die aber keine Momentaufnahme bleiben darf!“

Simon Fritzenschaft